Schulterklopfen am Hindukusch

O-Ton aus Afghanistan? Eher ein Alibi. Kritische Distanz? Längst passé. Die deutschen Kriegsreporter lassen sich vereinnahmen und gängeln – und erliegen politisch-militärischer Propaganda.

Wenn unbemannte Flugzeuge in der Bergwelt Afghanistans Aufständische in Höhlen aufspüren und angreifen, kann man davon ausgehen, dass US-Streitkräfte im Einsatz sind. Aber dass Offiziere in Kommandoständen der Luftwaffe in Nordamerika die Drohnen lenken, Raketen zünden und die Geschosse sogar noch bis ins Ziel leiten, überrascht doch. Bis heute werden die Möglichkeiten der modernsten Kommunikationstechniken unterschätzt.

Militärs sind stolz, wenn es ihnen gelingt, ohne Soldaten Krieg zu führen. Vergleichbar groß wäre sicher die Freude in vielen Redaktionen, wenn sie ihre Korrespondenten vor Ort durch Roboter ersetzen könnten. Doch anders als militärische Führungsstäbe versuchen Redaktionen die eigenen Leute so weit wie möglich am Ort des Geschehens zu platzieren. Sind die Mittel vorhanden, wird keine Mühe gescheut, um ihren Einsatz wirkungsvoll zu inszenieren. Denn in Zeiten der Medienkrise gilt es Quoten zu steigern.

Dem Eifer, mit Präsenz eine möglichst große Authentizität zu erzeugen, wird oft das Interesse untergeordnet, die Lage vor Ort abzubilden und zu erklären. Manchmal gelingt es nur, den Schein von Authentizität zu erzeugen. Dieser Mangel aber kann verkraftet werden: Der Korrespondent dient immer häufiger nur dazu, mit seinen Beiträgen Mosaiksteine für ein bereits fertig geplantes Gesamtwerk der Redaktion zu liefern.

… (Auszug)

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